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Schottland
Das mystische Schottland: schaurig schön!
Von Steinkreisen und Seeungeheuern
Nebel, Moore, Berge und Weiden: Kann es eine bessere Szenerie für Sagen und Mythen als Schottland geben? Das Land, das von Kelten, Wikingern und Nordmännern besiedelt war, erzählt sich bis heute die Geschichten und Sagen, die ihm seine Vorfahren hinterlassen haben.
Digital-Redaktion, vom 23.12.2024
Ausgerechnet eine Distel, mögen manche denken, wenn sie erfahren, welche die Nationalblume Schottlands ist. Und zugegeben, eine Rose, wie England sie für sich beansprucht, trifft sicher eher den Geschmack der Massen. Aber rund um die Distel ranken sich spannende Mythen, während eine Rose doch einfach "nur" eine Rose ist. Doch welche Mythen genau? Nun: Der Distel und ihrer haarigen Stacheln ist es zu verdanken, dass die Schotten einen Angriff der Nordmänner überstanden haben. Letztere traten nämlich auf die Blumen und hatten so große Schmerzen, dass ihr Schrei die schottischen Krieger weckte, die im Anschluss den Kampf für sich entschieden. Na gut, es könnte natürlich auch andere Gründe für die Distel als Nationalblume haben. Zum Beispiel, dass sie in Schottland in diversen Arten, Farben und Formen wächst – und das quasi überall. Aber diese Begründung wirkt gegen einen schottischen Sieg ein bisschen langweilig...
Steine oder Zeichen?
"Sie haben uns ein Denkmal gebaut" sang 2003 die Band Wir sind Helden. Damit haben sie genau das ausgesprochen, was Schottlands Siedler schon vor mehr als 10.000 Jahren getan haben: sich selbst ein Denkmal oder besser gesagt Denkmäler gebaut. Noch heute stehen faszinierende Steinformationen im ganzen Land verstreut und ziehen auch aufgrund ihrer bis heute ungeklärten Geschichte und offenen Fragen nahezu magisch an. Dienten die Steinkreise als Gerichte oder waren es doch eher Grabstätten? Wurden Sie als Landeplätze für Außerirdische errichtet oder gab es für ihren Bau andere, weltlichere, Beweggründe? Wer weiß, vielleicht stößt man erst auf Antworten, wenn man die berühmtesten Steinkreise Schottlands mit eigenen Augen sehen und auf sich wirken lassen kann.
Besonders bekannt sind zum Beispiel die "Calanais Standing Stones" auf der Insel Lewis – auch als "12 Apostel" oder "Falsche Männer" bekannt. Sie sind die größten Megalith-Formationen der Britischen Inseln und stammen wahrscheinlich aus dem Jahr 3.000 vor Christus. Aber auch ein UNESCO-Welterbe findet sich unter den Steinformationen: Der kreisförmige "Ring of Brodgar" in Stenness, Orkney, bestand laut Forschern einst aus 60 Steinen, die vermutlich einmal der astronomischen Beobachtung dienten. Heute sind noch 27 dieser Steinkreise zur Besichtigung vorhanden.
Auf der Suche nach dem Ungeheuer
Loch Ness, in der Nähe von Inverness, und sein berühmter Bewohner, das Seeungeheuer Nessie, sind sicher die bekanntesten Vertreter schottischer Mythen. Das "Tier" wir schon vor dem Jahr 1.800 erwähnt und als eine Mischung aus Dinosaurier, grünem Drachen und Schlange beschrieben. Ob es Nessie wirklich gibt, daran scheiden sich die Geister – aber können über 1.000 Augenzeugenberichte, Fotos und Filme irren? Am besten begibt man sich selbst auf die Suche nach dem scheuen Tier mit dem niedlichen Namen, das anderen angeblich nach dem Leben trachtet – um das Bedürfnis Mutiger und Neugieriger zu befriedigen, werden vor Ort unter anderem Bootsausflüge auf das größte und tiefste Gewässer Großbritanniens angeboten. Wer jedoch lieber aus der Ferne zuschauen möchten, sollte auf die Kreise auf dem Wasser achten, die Nessie hinterlässt, wenn es sich bewegt.
Und noch ein Tier treibt in Schottland sein Unwesen: das Wasserpferd. Offensichtlich sind die Schotten gegenüber Gewässern etwas skeptisch, denn nicht nur Nessie, auch sogenannte "Kelpies" bedrohen Leib und Leben. Diese Wasserpferde locken ihre Opfer mit Geräuschen ans Ufer, die an ertrinkende Frauen erinnern. Schaut man sich dann besorgt nach den Hilfesuchenden um, schlagen sie zu und ziehen einen in die Tiefen des Wassers. Nur, wer die Macht über ihre Zügel erlangt, ist gerettet. Klingt wie eine alberne Spukgeschichte? In Angus, an der Ruine des Vayne Castle, kann man noch einen Hufabdruck aus Sandstein sehen, den ein Kelpie hinterlassen hat. Und im "Helix Park" in Falkirk erinnern sogar zwei 30 Meter hohe Statuen an die Pferde-Bestien.
Und der Dudelsack spielt weiter
Selbst der für Schottland so wichtige Dudelsack kommt nicht ohne eine Sage aus. An den "Phantom Piper" glaubt man besonders in der Nähe von Stranraer in der Region Dumfries and Galloway. An der dortigen Bucht gibt es einige Höhlen, in denen nach altem Volksglauben Feen leben. Der Geschichte nach hat sich nur ein Dudelsack-Spieler einmal in die Höhlen gewagt – und kehrte nie zurück. Wer heute im Sommer an den Höhlen vorbeikommt, hört jedoch immer noch die Melodien seines Dudelsacks. Also, Ohren spitzen ist angesagt! Grundsätzlich sollte man sich die traditionelle Musik, egal ob mit Dudelsack oder Geige, jedenfalls nicht entgehen lassen!
Die Geister, die ich rief
Wer nun denkt, er wüsste nun alles über Sagen und Mythen, die Schottland umtreiben, irrt sich gewaltig. Die erzählten Geschichten sind nahezu endlos und neben Feen und Kobolden, neben Mythen und Sagen, spielen Geister eine mindestens genauso wichtige Rolle. Vom "Mackenzie Poltergeist", der in Greyfriars Kirkyard in Edinburgh sein Unwesen treibt, über den kopflosen Schlagzeuger, dessen Trommel rund um das Edinburgh Castle zu hören ist, bis hin zur Geisterstraße, die als A75 durch Dumfries and Galloway führt und mit Aliens und anderen übernatürlichen Erscheinungen Besucher in Schrecken versetzt: Wer möchte, den lehrt Schottland das Gruseln. Wer es lieber bodenständig mag, dem zaubern die spannenden Geschichten zumindest ein Lächeln auf die Lippen.