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Rom im Heiligen Jahr 2025: Zwischen Pilgerscharen und authentischem Stadtleben
Die Ewige Stadt erlebt 2025 einen beispiellosen Ansturm – das Heilige Jahr lockt Millionen Pilger und Pilgerinnen an die Heiligen Pforten. Doch auch für Nicht-Gläubige bietet Rom in dieser besonderen Zeit tolle Erlebnisse…wenn man weiß, wo man hinsehen muss.
Lea Katharina Nagel, vom 27.03.2025
Das goldene Abendlicht fällt durch die Säulen des Forum Romanum, während sich nur wenige Straßen entfernt in den Gassen von Monti die ersten Bars mit Leben füllen. Rom offenbart sich geduldigen Besuchern stets mit beiden Gesichtern: dem monumentalen Rom der Postkarten und dem authentischen Rom der Einheimischen. 2025 kommt eine dritte Dimension hinzu – die Stadt wird zum Schauplatz eines spirituellen Großereignisses, das nur alle 25 Jahre stattfindet.
© Andreas Zerndl
Das Heilige Jahr
***Brüder und Schwestern, habt keine Angst! Die Pforte ist geöffnet, sie steht weit offen. *** (Papst Franziskus am 24.12.2024)
Mit der feierlichen Öffnung der Heiligen Pforte im Petersdom durch Papst Franziskus an Heiligabend 2024 begann ein Ereignis, das bis zum 6. Januar 2026 dauert. Während dieser Zeit sind die normalerweise verschlossenen Heiligen Pforten in den vier Papstbasiliken geöffnet: im Petersdom, in Santa Maria Maggiore, in San Giovanni in Laterano und in San Paolo fuori le Mura.
Die Stadt erwartet rund 45 Millionen zusätzliche Besucher und Besucherinnen – eine Herausforderung, auf die sich Rom mit umfangreichen Renovierungsarbeiten in den Vorjahren vorbereitet hat. Nach monatelangen Baustellen und gesperrten Highlights erstrahlen die ikonischen Sehenswürdigkeiten nun in frischem Glanz – bereit, bestaunt zu werden.
Die Hauptsaison für Pilger und Pilgerinnen wird im Frühsommer (Mai bis Juni) und Herbst (September bis Oktober) erwartet. Wer die größten Menschenmassen umgehen und trotzdem den „Spirit“ des Heiligen Jahres mitnehmen möchte, sollte also einen Besuch bis April oder ab November planen. Das Wetter ist dann zwar etwas kühler, aber die Temperaturen in Rom bleiben meist mild genug für ausgedehnte Streifzüge.
© Omri Eliyahu
Charmantes abseits der Pilgerrouten
Etwas abseits der Hauptrouten kann man auch 2025 immer noch ein echtes und nicht zu übervolles Rom finden:
So versteckt sich im angesagten Trastevere, dem "Dorf" jenseits des Tibers, in der Via della Luce die alteingesessene Trattoria Da Carlone. Hier serviert der betagte Wirt auch nach über zwei Jahrzehnten gigantische Portionen von Ravioli ricotta e spinaci und Spaghetti Carbonara in einladendem Ambiente.
Auch das Viertel Esquilin wird von den großen Touristenmassen noch umgangen. Der multikulturelle Stadtteil hat sich in den letzten Jahren gemausert und ist ein Ort voller spannenden Lebens. Der Mix aus Kultur, frühchristlichen Kirchen und internationaler Gastronomie bietet eine gelungene Abwechslung zum klassischen Programm. Tipp: In der Pasticceria Regoli in der Via dello Statuto findet man die beste Maritozzi con Panna (süße Hefeteilchen mit Schlagsahne) der Stadt.
© ArtMediaFactory
Für Kunstliebhaber wiederum bietet das MAXXI, Zaha Hadids revolutionäres Museum im Flaminioviertel, eine hippe Alternative zu den überfüllten Vatikanischen Museen. Neben den beeindruckenden Werken von Gerhardt Richter oder Gino De Dominics werden immer wieder sehenswerte Wechselausstellungen angeboten.
Praktische Hinweise für das Heilige Jahr
Fortbewegung: Das Zentrum erkundet man am besten zu Fuß. Bequeme Schuhe sind ratsam – das römische Kopfsteinpflaster hat schon manchen Stiletto besiegt. Für längere Strecken empfiehlt sich generell die Metro oder Busse, wobei 2025 mit vollen Fahrzeugen zu rechnen ist.
Zeitmanagement: Die ersten zwei Stunden nach Öffnung sind in allen Hauptattraktionen die ruhigsten. Ein früher Start lohnt sich also – besonders an den Hotspots wie dem Kolosseum oder den Vatikanischen Museen, wenn man sie sehen möchte. Die Erlebnis-Devise “vor 8 Uhr“ kann manchen Stress ersparen.
Unterkunft: Viertel wie San Lorenzo, Prati oder Testaccio bieten ideale Basen – zentral genug, aber nicht im Epizentrum des Pilgeransturms. In Prati, nordwestlich des Vatikans, findet man elegante Wohnstraßen, lässige Cafés und ausgezeichnete Modeläden.
Digitale Helfer: Die offizielle App IUBILAEUM 25 bietet aktuelle Informationen zum Heiligen Jahr und ist auch für Nicht-Gläubige nützlich, um über Veranstaltungen und besonders überlaufene Bereiche informiert zu bleiben.
© Renata Ty, Shutterstock
Verantwortungsvolles Reisen in Zeiten von Overtourism
Rom kämpft wie viele beliebte Reiseziele seit Jahren mit Overtourism, und das Heilige Jahr wird diese Herausforderung verstärken. Verantwortungsvolles Reisen wird 2025 wichtiger denn je: Beliebte Sehenswürdigkeiten in den frühen Morgenstunden besuchen, weniger bekannte Orte entdecken, lokale Geschäfte unterstützen und die Lebensqualität der Einheimischen respektieren. Fahrrad mieten, Außenbezirke erkunden, persönliche Geheimtipps finden und römisch genießen – die Möglichkeiten für verantwortungsvolles Reisen sind auch im heiligen Jahr zahlreich. 2025 bietet die Kombination aus spirituellem Ereignis und weltlichem Leben, aus altem Charme und internationaler Kulturfusion auch für Nicht-Gläubige einmalige Eindrücke. Mit der richtigen Vorbereitung und einem Gespür für die Grenzen der Stadt und der Einheimischen wird ein Rom-Aufenthalt im Heiligen Jahr eine heilige Erinnerung.