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Toskana

Die heißen Naturquellen bei Bagni San Filippo

Bagni San Filippo natürlichen Thermalwasserfall am Morgen ohne Menschen© Fabio Lamanna, Shutterstock

Wasser, das Urelement des Lebens, fasziniert in seinen vielfältigen Erscheinungsformen die meisten Menschen und zieht sie magnetisch an – wie in Bagni San Filippo, wo Geschichte, magische Natur und Erholung aufeinandertreffen.

Digital-Redaktion, vom 22.12.2024

Unabhängig von dem Bedürfnis nach körperlicher Reinigung ist die Lust, in Wasser einzutauchen und sich darin zu bewegen und zu tummeln, bei Erwachsenen und Kindern sehr groß. Vor allem, wenn es sich um natürliche und erst recht um warme Quellen handelt.

Die Geschichte von Bagni San Filippo

Im schönen Val d’Orcia, ca. 50 km südlich von Siena am Fuße des Vulkankegels Monte Amiata, dem heiligen Berg der Toskana, fernab des Massentourismus, befindet sich das kleine Thermalbad Bagni San Filippo. Es gilt als das älteste natürliche, von Menschen genutzte Heilbad der Welt, das direkt aus einer heißen Quelle gespeist wird. Vermutlich badeten im Altertum hier schon die Etrusker und die Römer. Si ist es überliefert, dass bereits Lorenzo de’ Medici, "der Prächtige", in der Zeiten der Renaissance an diesem Ort Heilung suchte.

Entdeckt und erstmals schriftlich erwähnt wurde es 1271 von Filippo Benizi, einem Prior aus Florenz. Er zog das Leben in religiöser Einsiedelei den anstrengenden und herausfordernden Verpflichtungen eines Papstes vor und floh vor seiner Wahl zum kirchlichen Oberhaupt in das damals noch wilde und unzugängliche Tal. Hier verbarg er sich in einer Grotte, die auch heute noch dort vorzufinden ist. Später wurde er heiliggesprochen, und sowohl der Ort als auch die Kirche wurden nach ihm benannt.

Ein Dorf und seine Besonderheiten

Der Ort selbst ist wirklich sehr klein. So klein, dass es nur eine Einbahnstraße hindurch führt. Die wenigen Wohnhäuser gruppieren sich um die kleine Kapelle und das Kurhotel, neben dem das auch öffentlich zugängliche Thermalbad liegt. Immerhin: Es gibt eine Handvoll Restaurants, die eine vorzügliche einheimische Küche anbieten und kleine Kaufmannsläden - hier trinken die Einheimischen gerne ihren morgendlichen Kaffee. Blick in eine kleine Straße in kleinem italienischen Dorf Bagni San Filippo an einem Sommertag, alte Gebäude© U. Gernhoefer, Shutterstock Wenn man sich dem kleinen Bergdorf nähert, kann man schon von Weitem den schwefeligen Geruch der natürlichen Heilquelle wahrnehmen. Aus den Tiefen des Vulkangesteins sprudeln sie angenehm temperiert mit 25 °C bis zu 52 °C hervor und bahnen sich als Rio Bianco den Weg durch das stille Tal.

Die Thermalquellen und ihre Wirkung

Unterhalb des kleinen Hotels Terme – ganz im Charme der 70er gehalten – befindet sich das kleine, einfache Thermalbad, das durch einen direkten Zulauf beständig mit dem heißen Wasser gespeist wird. Von Mai bis November kann man dort in ca. 38 °C warmem Wasser herrlich schwimmen und relaxen. Der Eintritt für einen Tag ist, inklusive Liege, Sonnenschirm, Umkleide, Duschen und WC, trotz Erhöhungen moderat. Besonders Mutige probieren die heiße Felsendusche aus, die mit 52 °C durchaus herausfordernd ist. Wer glaubt, in dem Schwimmbecken ausdauernd lange schwimmen zu können, wird schon nach 10 Minuten ermüdet auf der Stelle treiben. Viel gesünder ist es, sich ohne Anstrengungen im Wasser treiben zu lassen und die Wärme auf Gelenke und Knochen wirken zu lassen. Aufmerksame Bademeister wachen darüber, dass niemand zu Schaden kommt. Menschen sitzen in heißem Thermalbad Bagni San Filippo in Italien, Dampf, weißer Kalkstein© DELBO ANDREA, Shutterstock Das milchig trübe Wasser ist nicht nur herrlich warm, sondern es enthält viele wertvolle Mineralien wie Schwefel, Sulfat, Kalzium(-carbonat) und Magnesium, die sich heilsam auf Gelenke, Knochen, Haut, Nasennebenhöhlen, Bronchien und Lungen auswirken. Diese besondere Zusammensetzung verleiht dem Wasser auch seine außergewöhnliche Farbe, die an einen weiß und türkis schimmernden Opal erinnert. Der feine weiße Mineralschlick, der sich auf dem Boden absetzt, wird auch als natürlicher Fango für Körperpackungen, Gesichtsmasken oder für Peelings verwendet. Er reinigt die Haut und macht sie samtweich und zart. Die warmen Dämpfe werden für Inhalationen und Aerosoltherapien genutzt.

Wer länger dort verweilen möchte, findet im angrenzenden Kurhotel ein komfortables und stilvolles Ambiente, das alles für einen gelungenen Wohlfühlaufenthalt bietet. Seit Jahrzehnten werden dort diverse Massagen, sowie kosmetische und medizinische Anwendungen aus den natürlichen Ressourcen der Heilquelle angeboten.

Natürlich macht Baden auch sehr hungrig. Dafür bietet der Ort authentische kleine Osterien, von denen mindestens immer eine geöffnet hat. Hier werden in langer Familientradition traditionelle toskanische Speisen gezaubert, die einfach göttlich sind.

Ein Ort voller Spiritualität und Magie

Am schönsten jedoch ist es, durch den Wald im kleinen Tal entlang des Baches abwärts zum Fosso Bianco zu laufen. Wo auch immer das mineralienreiche Wasser der Quelle aus dem Felsen ausgetreten ist, haben sich im Laufe der Zeit grandiose weiße und ockerfarbene Kalksinterablagerungen gebildet. In der Tat: Es ist wirklich ein beeindruckendes Naturschauspiel, wenn man dem kleinen Pfad bergab folgt und sich plötzlich aus dem dunklen Wald ein riesiger, strahlend weißer Kalksinterabhang auftut, der aus dem Felsen herauszuquellen scheint. Die Einheimischen nennen ihn zu Recht Balena Bianca, weißer Wal. Denn seine Form mutet wie der große Kopf eines Buckelwals an. Majestätisch und würdevoll in sich ruhend schaut er auf seine Besucher und regiert über das stille Tal. Früher haben die Menschen ihn erklettert und direkt in seinen Gruben und Becken im heißen Wasser gelegen – heute ist er als Naturdenkmal geschützt, und die Badelustigen müssen mit dem etwas kühleren Wasser im Bach vorliebnehmen. Blick durch Bäume und Blätter auf Ausbrüche von Calciumcarbonat im italienischen Naturbad Bagni San Filippo© Artyart, Shutterstock Wildromantisch formt der Bachlauf zahlreiche Terrassen, in denen sich das Wasser zu natürlichen Badebecken aufstaut. Hinter jeder Wegbiegung tut sich ein weiteres Becken auf, gänzlich verschieden von dem vorherigen. So reiht sich eines an das andere, von Felsen und grünem Buschwerk umgeben, solange, bis die urwüchsige Vegetation ein Begehen nicht mehr zulässt. Die kleinen, flachen Becken sind weißlich trüb und sehen aus wie mit verdünnter Milch gefüllt. Die breiteren und tieferen Becken leuchten in einem feinen, pastelligen Türkis. Wasserfälle in allen Größen verbinden die Becken miteinander. Ihr fortwährendes, ruhiges Plätschern und Murmeln ist allgegenwärtig. Mann entspannt unter heißem Naturwasserfall in den im italienischen Naturbad Bagni San Flippo© Steve Barze, Shutterstock Nicht verwunderlich also, dass es äußerst beliebt ist, dort, inmitten der idyllischen Natur, in diese Becken einzutauchen oder sich unter einem Wasserfall den Rücken massieren zu lassen. Auffallend ist die schon fast andächtige Ruhe an diesem verwunschenen Ort. Besucher, die sich hier tummeln, respektieren einander, jeder sucht sich die eigene "Badewanne", um ganz für sich im Einklang mit den Elementen der Natur zu genießen – begleitet von Vogelgezwitscher und besinnlicher Ruhe. Das ist ein wahres Retreat, ein Ort, der innere Einkehr und Kontemplation ermöglicht.

In der kühlen Jahreszeit zeigen die Quelle und das Thermalbad ihre mystische Seite, wenn durch den Temperaturunterschied bedingt Nebelschwaden über dem Wasser schweben und man sich dadurch in eine zauberhafte Märchenwelt versetzt fühlt. Das Tal von San Filippo ist wahrlich ein besonderer Ort. Ein Meisterwerk der Natur, geschaffen von der Kraft der Erde und ihren Elementen. Diejenigen, die es für sich entdecken und sich seiner Energie öffnen können, werden reich beschenkt.

Anfahrt
Den im Val d’Orcia gut ausgeschilderten Ort Bagni San Filippo erreicht man über die Cassia (Regionalstraße) SR 2 oder die Autostrada A1 zwischen Florenz und Rom. Von der Autobahnausfahrt Chiusi-Chianciano Terme sind es noch 33 km.

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