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Tarja Prüss

unterwegs in Finnland

Tarja Prüss ist deutsch-finnische Journalistin, Autorin und Fotografin. Geboren 1969, studierte sie Politikwissenschaft, Geschichte und Philosophie an der Universität Konstanz. Über 25 Jahre lang gestaltete sie beim ORF Nachrichten und Geschichten für Radio und Fernsehen. Heute schreibt sie Bücher, Reportagen und Beiträge auf ihrem Blog über ihr Herzensland, Finnland – sein einzigartiges Licht, seine Landschaften, seine Menschen. Tarja Prüss pendelt zwischen Deutschland, Finnland und Österreich und liebt Lakritz, Kaffee und Tretschlittenfahren.

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Buchtitel von Tarja Prüss

Wie hat Ihre Leidenschaft fürs Reisen und Schreiben begonnen?

Schreiben ist schon immer mein Ding. Als Kind habe ich Gedichte verfasst, als Journalistin berichte ich über alles Wichtige für Radio und Fernsehen. Worte sind mein Werkzeug. Irgendwann kam die Fotografie dazu, die für mich dann beginnt, wenn Worte enden. Finnland ist mein Herzensland, meine Vorfahren sind finnisch und mein Herz schlägt finnisch. Ich schätze das Alleinreisen, es erlaubt maximale Freiheit, Unabhängigkeit und die eigenen Sinne scheinen geschärfter zu sein, wenn man das Erlebte nicht unmittelbar mit einem Gegen-über teilen kann. Für Freunde gestaltete ich in dieser Zeit einen Blog über meine Erlebnisse in Finnland. Das machte mir so viel Freude, dass der Blog wuchs und immer mehr Leser/innen bekam. So wurde irgendwann ein Verlag auf mich aufmerksam und die Dinge nahmen ihren Lauf. Frau steht mit Skistöcken im verschneiten Wald und lächelt in die Kamera.

Wie war es, Ihren ersten Reiseführer für DUMONT zu schreiben?

Anfangs war es eine ganz schöne Herausforderung, so ein umfangreiches Werk anzugehen. Zum Glück bin ich oft in Finnland und für mich ist es jedes Mal wie heimkommen. Und wenn ich dort bin, suche ich mir neue Plätze, die ich erkunde - vor allem solche, die noch nicht auf den touristischen Karten zu finden sind. Ich liebe es, neue Entdeckungen mit in den Reise-führer aufzunehmen, von denen ich überzeugt bin, dass sie nicht nur mir, sondern auch den Leser:innen gefallen werden. Wichtig sind mir auch die Begegnungen mit den Menschen vor Ort und ihre Lieblingsplätze, denn ich möchte das wahre Finnlands zeigen. Am Reiseführer-Schreiben mag ich besonders, dass ich dabei ja im Geiste ja jederzeit nach Finnland reisen kann. Insofern ist es eine wirklich beglückende Arbeit.

…und gab es eine Situation, die besonders herausfordernd oder unerwartet war?

Da fallen mir gleich ganz viele Dinge ein. Auf jeder Reise passiert Ungeplantes und Ungeahntes. Doch das ist ja auch Teil der Faszination. Verpasste Züge, vergessene Handschuhe in klirrendkalter Nacht, Rentierherden in freier Wildbahn - doch meist entstehen gerade dadurch neue Möglichkeiten, die man sonst nicht auf dem Radar gehabt hätte. Gerade langsames Reisen schärft die Wahrnehmung, macht neugierig, inspiriert und vor allem: man lernt wieder, zu staunen und in Bewegung zu bleiben. Und das fördert zugleich eine Art innere Bewegung, frische Gedanken und neue Erkenntnisse - Reisen als Frischzellenkur für Körper, Geist und Seele sozusagen. Oder frei nach dem tschechischen Fotografen Josef Koudelka: „Wenn Sie lange an einem Ort leben, werden Sie blind, weil Sie nichts mehr beobachten. Ich reise, um nicht blind zu werden." Frau sitzt im Bademantel auf einem Steg und blickt über einen ruhigen See.© Jaana Prüss

Welcher Ort oder welche Stadt hat Sie auf Ihren Reisen am meisten beeindruckt – und warum?

Oh, das lässt sich gar nicht so pauschal beurteilen - tatsächlich wechselt es auch über die Zeit, neue Regionen faszinieren und beeindrucken mit ihrer Schönheit, ihrer Skurrilität oder Einzigartigkeit. Finnland wurde ja nun schon zum achten Mal in Folge zum glücklichsten Land der Welt gekürt - und ich sammle leidenschaftlich gern die Glücksrezepte der Finn:innen und teile sie mit großer Freude mit unseren Leser:innen - egal, aus welchem Ort. Ich fühle mich besonders wohl in Oulu, weil ich familiäre Bezüge habe und die Stadt mit dem dicken Marktpolizisten auf dem Marktplatz seit meiner Kindheit kenne, ich mag das ent-spannte Helsinki, die Stille am Saimaa-See und die Einsamkeit in Lappland. Frau hält die Hand einer massiven Statue auf einem Platz in einer Altstadt.

Welche drei Dinge dürfen in Ihrem Koffer auf einer Recherchereise nicht fehlen?

Wirklich nur drei? Bei mir sind es doppelt so viele, ohne die ich nicht leben kann: Kamera, Handy, Laptop, Block und Stift. Denn ich mache unterwegs nicht nur Notizen, sondern auch gerne Skizzen, schnell hingezeichnetes - als Erinnerungsstütze. Nicht zu vergessen: mein Reise-Stein. Er gibt mir das untrügliche Gefühl, dass die Reisen unter einem guten Stern stehen. Frau und Mann sitzen auf einem Holzfloß und unterhalten sich am Wasser.

Wie beeinflussen aktuelle Entwicklungen wie Nachhaltigkeit oder Digitalisierung Ihre Arbeit als Reiseführerautor:in?

Nachhaltigkeit im Tourismus wird in Finnland großgeschrieben, es gibt bereits ein eigenes Label dafür. Insofern hat es auch großen Einfluss auf meine Arbeit. Finnlands Schatz ist sei-ne einzigartige Natur, die gilt es, durch schonenden, nachhaltigen und ethischen Tourismus zu erhalten. Zugleich versuche ich selbst auch, möglichst nachhaltig zu reisen. Kurztrips mache ich z.B. aus diesem Grund nicht mehr. Digitalisierung macht vieles einfacher, bleibt aber ein zweischneidiges Schwert. Künstliche Intelligenz ist überall auf dem Vormarsch und ich bin gespannt, wie es unser aller Leben verändern wird. KI ist schnell und kann viel, doch KI kann nicht schmecken, riechen, fühlen, kreativ sein und improvisieren. Die Faszination des Reisens, wie es sich an einem Ort anfühlt und was all das mit uns macht, das können nur Menschen beschreiben.

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