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Muriel Brunswig

unterwegs in Schwarzwald, Provence und Marokko

Die gebürtige Freiburgerin Muriel Brunswig hat Marokko nicht mehr losgelassen, seit sie 1997 zum ersten Mal dort war. Nachdem sie in Rabat Arabisch studierte und im Drâatal ethnologische Feldstudien betrieb, machte sie ihren Magisterabschluss in Islamwissenschaft, Geschichte und Ethnologie. Wenn sie nicht gerade in ihrer zweiten Heimat unterwegs ist, hegt sie eine besondere Leidenschaft für ihre erste, den Schwarzwald. Die passionierte Reise- und Sachbuchautorin ist nach wie vor begeistert vom Facettenreichtum vor der eigenen Haustür!

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Buchtitel von Muriel Brunswig

Wie hat Ihre Leidenschaft fürs Reisen und Schreiben begonnen?

Ich habe wahrscheinlich Nomadenblut in mir. Denn Reisen ist so ein fester Bestandteil meines Lebens, so dass mir etwas ganz Wichtiges fehlt, tu‘ ich es nicht. Urlaubmachen hingegen war nie so richtig mein Ding. Ich wollte immer reisen und vor Ort auch arbeiten. Und das kann ich in meinem Job perfekt vereinbaren. Zum Schreiben hingegen kam ich eher wie die Jungfrau zum Kind. Es war ein purer Zufall, dass mich eine Verlegerin während meines Auslandssemesters an der Universität Rabat fragte, ob ich nicht Lust hätte, einen Reiseführer zu schreiben, nachdem ich ihr zuvor einen Leserbrief schickte – offenbar hatte ihr mein Stil, aber auch mein Wissen gefallen. Und so kam es, dass ich in ihr Autorenteam einstieg. Das war 1999. Und seitdem ist es eine Berufung. Reisen und Schreiben. Eng miteinander verwebt.

Was war Ihr schِönstes oder aufregendstes Erlebnis während einer Recherche?

Ich kann das unmöglich auf ein einziges Erlebnis reduzieren. Es ist die Vielzahl vieler Erlebnisse, die meine Recherchereisen so wunderbar machen. Aber am Ende sind es die Begegnungen mit den Menschen vor Ort, Freundschaften, tiefe und enge Verbindungen, die durch meine Arbeit entstanden sind, die meine Recherche so wundervoll machen. Und – auch das ist nicht zu unterschätzen: Die große Lust darauf, immer wieder Neues zu entdecken. So oft glaube ich, alles schon zu kennen: und dann entdecke ich was Neues und stelle fest: Wow, das wusste ich nicht. Das kannte ich nicht. Und das ist auch nach bald drei Jahrzehnten Recherchereisen immer noch toll. Eine Frau mit blauem Kopftuch lehnt lächelnd an einer Lehmmauer mit traditioneller Musterung in der warmen Nachmittagssonne.© Muriel Brunswig

…und gab es eine Situation, die besonders herausfordernd oder unerwartet war?

Vollkommen unerwartet war für mich, wie schön der Schwarzwald ist. Ich bin dort aufgewachsen und musste als Kind mit meinen Eltern dort immer wandern gehen. Ich habe es gehasst. Außerdem haben mir die dunklen Berge Angst gemacht – vor allem aber die alemannische Fasnacht mit ihren Winteraustreibungsritualen und den hölzernen Masken. Doch als ich dann – mehr als 45 Jahre später – auf Recherchetour ging, durfte ich meine Heimat ganz neu entdecken und war und bin bis heute fasziniert und begeistert von der Schönheit dieser Region, von der unglaublichen Mystik des Schwarzwaldes und natürlich habe ich mein eigenes Kind nun zum Wandern hierher geschleppt – zu seinem Leidwesen.

Welcher Ort oder welche Stadt hat Sie auf Ihren Reisen am meisten beeindruckt – und warum?

Ganz klar Marrakech. Mich verbindet eine Hassliebe zur Stadt. Einerseits fasziniert es mich, wie sich diese Stadt immer wieder neu erfindet, wie modern die Metropole ist, und archaisch zugleich. Gaukler und Schlangenbeschwörer singen sich in Trance, nur um danach auf ihrem Smartphone ihre Whatsapps zu checken. In Marrakech ist es bunt und lebendig, faszinierend und wunderschön. Und gleichzeitig strengen mich die vielen Mopeds, Menschen und Souvenirhändler unglaublich an. Doch dann lehrt mich die Stadt immer wieder das Selbe: Es liegt alleine an mir, wie sie mir begegnet. Bin ich gestresst, stresst mich alles. Zwingt mich Marrakech mit seinen Menschen und Mopeds zur Langsamkeit, werde ich ganz ruhig und gelassen. Das kann nur diese Stadt. Keine andere.

Welche drei Dinge dürfen in Ihrem Koffer auf einer Recherchereise nicht fehlen?

Niemals fehlen darf mein Smartphone. Es ist nicht nur mein Fotoapparat, sondern auch mein Notizblock und Landkartenersatz. Außerdem habe ich bei 95% meiner Reisen mindestens ein Familienmitglied dabei. Im Schwarzwald und der Provence sind es vor allem mein Kind und meine Mutter, die mich begleiten und natürlich auch immer meine kleine Hündin Xia. In Marokko ist es fast immer mein Mann. So sind meine Bücher alle auch immer ein kleines Familienwerk. Und zu guter Letzt reise ich niemals ohne gute Schuhe! Denn wer einmal recherchiert hat, weiß, das meiste Wissen will erlaufen sein. Da kommen am Ende hunderttausende von Schritte zusammen, und da sind gute Schuhe einfach unerlässlich.

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