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Martina Miethig
Lange vor ihrer Ausbildung zur Journalistin hatte Martina Miethig ihren ersten neugierigen Berliner Reportageeinsatz, 1973 war´s: Mit dem Kassettenrecorder raus aus dem Kinderzimmer auf die Straße – zur Umfrage zum ersten autofreien Sonntag. Seit über 20 Jahren ist die waschechte Berlinerin nun als Autorin und Asienspezialistin in der Welt unterwegs. Ausbeute: rund 40 Bücher und zahllose Reportagen in Printmagazinen und Radio, v.a. über Thailand, Vietnam, Kambodscha und Sri Lanka – und natürlich aus Kuba, ihrer zweiten Heimat, wo sie seit 20 Jahren Familie hat und sich als langjährige Kuba-Insiderin bestens im »Socialismo tropical« auskennt.
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Buchtitel von Martina Miethig
Wie hat Ihre Leidenschaft fürs Reisen und Schreiben begonnen?
Mit dem Rausschmiss der gesamten Berliner Volksblatt-Redaktion: Als frisch gebackene Ex-Jung-Redakteurin habe ich meine Abfindung verprasst auf einer Weltreise – und seit 1994 keine Minute bereut. Seitdem erlebe ich Abenteuer in Thailand, Kambodscha und Kuba – ob nun eine Woche lang Trekking auf dem borstigen Elefantennacken oder allein mit dem Cross-Motorrad auf Achterbahn-Serpentinen durchs Goldene Dreieck.
Das Interview mit einem Meeresschildkrötenzüchter auf Cayo Largo hat mein Leben im wahrsten Sinn leidenschaftlich verändert. Durch meinen Mann Octavio habe ich auf vielen Reisen für über 80 Kuba-Reportagen eines der schönsten, aber auch widersprüchlichsten Länder der Welt kennen- und lieben gelernt: Das private Kuba jenseits der Klischees und Propaganda. Ich bin der Insel seit über 20 Jahren mit Haut und Haaren verbunden.
© Martina Miethig
Was war Ihr schönstes oder aufregendstes Erlebnis während der Recherche?
Kambodschas rasante Zeitreise ins 21. Jahrhundert habe ich seit Anfang der 1990er miterlebt und als Auslandsreporterin für die ARD-Rundfunksender mit Live-Telefonaten und Radio-Reportagen berichtet: über Putschversuche und Kinderschänder, ermordete Rucksacktouristen und Tomb Raider-Dreharbeiten in den Tempelruinen von Angkor. Heute ist Kambodscha ein trendy Reiseziel, die Recherche dreht sich mehr um die besten Cocktailbars und abgelegensten Robinson-Inseln.
Schön aufregend war auch die Fledermaus, die im Hotel im Monsun-überfluteten Hue in der Kloschüssel saß, während Vietnams Polit-Propaganda aus den Straßenlautsprechern plärrte – morgens um fünf ...
© Martina Miethig
…und gab es eine Situation, die besonders herausfordernd oder unerwartet war?
Herausfordernd war 1996 mein exklusives Interview mit Aung San Suu Kyi im damaligen Rangun, weil die burmesische Militär-Junta jeden Besucher, natürlich besonders Journalisten, der unter Hausarrest stehenden Nobelpreisträgerin argwöhnisch beobachten ließ.
Aber die wahren Abenteuer erlebt man ja eigentlich immer Zuhause: Für ein Berlin-Buch (Marco Polo Berlin – Dein Insider-Trip) folgte ich den Spuren James Bonds ins Herz der deutschen Spionageabwehr, und wenn ich will lande ich auch heute noch in meinem heiß geliebten TXL – und verrate meinen Lesern natürlich wie das geht (nicht ganz in echt) und außerdem: wo um Himmels willen ausgerechnet in Berlin die Erleuchtung auf sie wartet.
© Paul Langrock
Welcher Ort oder welche Stadt hat Sie auf Ihren Reisen am meisten beeindruckt – und warum?
Das kleine aber vielfältigste Land der Welt: Wo sonst als in Sri Lanka kann man an einem Tag Buddha, Shiva, Jesus und Allah begegnen! Sri Lanka ist religiöses Multikulti und eine Überdosis Exotik. Mit einer kleinen Prise britisch-versnobten Flairs. Selbst im buddhistischen Meditationskloster hieß es täglich um Punkt 17 Uhr: Teatime. Und diese ganzen Schrägheiten am Wegesrand: etwa als der Mönch im Tempelstädtchen Aluvihara das Bügeleisen hervorholte, um die jahrtausendealten Palmblattmanuskripte zu glätten. Oder der »peeping« Makake, der an meinem Badezimmerfenster im Dschungelhotel in Kandalama vorbeispazierte – und dann ungeniert zuguckte. Natur, Flora und Fauna, die Menschen, die Aktivitäten – diese Insel ist einfach atemberaubend.
Welche drei Dinge dürfen in Ihrem Koffer auf einer Recherchereise nicht fehlen?
Wie sich das gehört für eine Reporterin der alten Schule (also ohne GPS und Instagram): Notizbuch, Fotokamera, Ohropax!
© Martina Miethig
Wie beeinflussen aktuelle Entwicklungen wie Nachhaltigkeit oder Digitalisierung Ihre Arbeit als Reiseführerautor:in?
Die KI macht sich leider in den Google-Suchmaschinen breit, sie überflutet das Netz mit kopierten Reise-Informationen. Sie zerstört somit – ohne Quellenangabe – viele Reiseportale, vor allem kleiner spezialisierter Anbieter. Glücklicherweise bin ich keine reine Texterin, Bloggerin oder Influencerin sondern ausgebildete Journalistin mit dem Redaktionsbüro GeckoStories und langjähriger Länder-Spezialisierung, worauf auch meine Redakteure Wert legen. Meine Reiseführer sind somit eher Lese-Reisen hinter die Kulissen, mit spannenden Reportagen, stimmungsvollen Essays, authentischen Kurz-Porträts und den wirklichen Insidertipps abseits der Trampelpfade auf dem Massage-Karaoke-Pancake-Trail. Dieser persönliche emotionale Bezug zu Land & Leuten wird von Profi-Autoren erwartet – und den schafft keine künstliche Intelligenz!