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Manfred Görgens
Manfred Görgens, 1954 in Oberhausen geboren, gehört zu diesen "Ich bin dann mal weg"- Menschen. Der begeisterte Fotograf, Reisejournalist und Autor studierte Freie Kunst in Düsseldorf und Indologie in Bochum. Mehrmonatige Reisen führten ihn durch viele Länder Asiens, Afrikas und Europas. Seine besondere Leidenschaft gehört jedoch Frankreich, das er bereits seit seiner Schulzeit bereist. Ob in den spannenden Landschaften rund um das Loire-Tal oder die verführerische Luft Bordeauxs einatmend: Mindestens einmal im Jahr ist Manfred Görgens im Nachbarland anzutreffen.
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Buchtitel von Manfred Görgens
Wie hat Ihre Leidenschaft fürs Reisen und Schreiben begonnen?
Mit 15 Jahren war ich zum ersten Mal alleine im Ausland, damals in London und restlos begeistert von den vielen neuen Eindrücken – ob Soho oder die Slums in der späteren City of London, ob William Turner in der Tate Gallery oder die pulsierende Musikszene der Clubs. Dann mussten es immer fernere Ziele sein, schon mit 19 Jahren war ich unterwegs auf dem Hippie Trail nach Indien und Nepal. Zum Schreiben habe ich erst über meine viel größere Leidenschaft für die Fotografie gefunden. Texte empfinde ich bis heute nur als Beiwerk.
Wie war es, Ihren ersten Reiseführer für DUMONT zu schreiben?
Meine beiden ersten Reiseführer für DUMONT waren Bauchlandungen. Start sollte ein Reise-Handbuch Ostafrika sein, das an den damals enormen politischen Schwierigkeiten einschließlich des Terrors in Uganda scheiterte. Den zweiten Vertrag über einen Kunst-Reiseführer Bangladesch musste ich nach mehreren Reisen ins Land aufgeben, weil ein solches Buch keine Erlöse versprach, mit denen Aktualisierungen bezahlbar geworden wären. Es vergingen dann mehr als zehn Jahre, bis mit dem Band „Französische Atlantikküste“ mein wirklich erster Reiseführer bei DUMONT erschien.
Was war Ihr schönstes oder aufregendstes Erlebnis während der Recherche?
Spontan fällt mir immer eine Szene ein, bei der ich in einem Pool im Amboseli-Park schwimme und zwischen mir und dem Kilimandscharo eine Herde Elefanten durch die Steppe marschiert. Letztlich gibt es aber keinen Grund, dass stets diese Situation aufscheint, denn ich könnte unzählige andere Erlebnisse nennen: das Nahen Hunderter Zugvögel am Naturpark von Le Teich, ein Almabtrieb im Baskenland, die Begegnung mit der bretonischen Sängerin Gwennyn in Bénodet oder auch die traumhafte Fahrt mit dem Raddampfer von Khulna nach Dhaka in Bangladesch.
…und gab es eine Situation, die besonders herausfordernd oder unerwartet war?
Das Aufspüren verfallener Hindutempel in Bangladesch, von denen ich nur die Namen, aber nicht die genaue Lage kannte – das alles ohne bengalische Sprachkenntnisse.
© Petra Fechner
Welcher Ort oder welche Stadt hat Sie auf Ihren Reisen am meisten beeindruckt – und warum?
Es gibt auf der Welt einige Bauwerke, vor denen man sich ehrfurchtsvoll verneigen müsste. Für mich waren es das Taj Mahal in Agra, der Borobudur auf Java und Schloss Chambord an der Loire. Als Fotograf faszinieren mich aber vor allem quirlige Großstädte, und da hat für mich Neapel einen Ehrenplatz inne. Mit 17 Jahren war ich zum ersten Mal dort und verliebt in ein Italien, das es heute nicht mehr gibt.
Nach welchen Kriterien wählen Sie die Inhalte für Ihre Reiseführer aus?
Auf vieles, was als Highlight gilt, würde ich verzichten, weil es mich nicht anspricht, aber ich muss natürlich dennoch auf Reisegewohnheiten der Leser Rücksicht nehmen. Als Ausgleich für mich selbst suche ich Orte, die weniger von landläufiger Schönheit als von pulsierendem Leben erfüllt sind, in denen Kunst und Geschichte tiefe Spuren hinterlassen haben oder die mit kuriosen Besonderheiten aufwarten.
Welche drei Dinge dürfen in Ihrem Koffer auf einer Recherchereise nicht fehlen?
Die Kamera, die Kamera und die Kamera. Dazu drei Objektive und ein Handblitz mit Funkauslöser. Waren das drei oder dreimal drei?
Wie beeinflussen aktuelle Entwicklungen wie Nachhaltigkeit oder Digitalisierung Ihre Arbeit als Reiseführerautor:in?
2019 stand ich in Tours bei 45 Grad Celsius erschüttert vor dem ausgetrockneten Flussbett der Loire. Die vier Atomkraftwerke weiter östlich waren abgeschaltet, weil Kühlwasser fehlte. Und bald darauf führte der Ausbruch der Pandemie dazu, dass der Loire-Reiseführer, für den ich nach Frankreich gereist war, erst mit einem Jahr Verspätung erscheinen konnte. Neben diesen physisch spürbaren Bedrohungen, die uns alle angehen, sehe ich speziell für Autoren und Fotografen das bevorstehende Ende ihrer beruflichen Aktivitäten voraus. Denn die Künstliche Intelligenz, die mehr künstlich als intelligent ist, wird derlei Tätigkeiten ersetzen und überhaupt eine virtuelle Ersatzwelt schaffen, die der jungen Generation exakt das bietet, was sie wünscht.