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Hilke Maunder
Die Autorin, Bloggerin und Vollblutjournalistin Hilke Maunder ist eine echte Hamburger Deern mit familiären Wurzeln im Norden, in Australien und in Frankreich. Wen wundert es da, dass dieses Trio auch ihr Arbeitsschwerpunkt wurde?
Auf das Studium der Anglistik, Germanistik und Theaterwissenschaften in Freiburg und München und Redakteurszeiten in Hamburg, Lübeck und London folgten Korrespondentenjahre in Asien, Australien und Osteuropa. Per Rad, Bahn, Boot, Auto und zu Fuß ist sie am liebsten abseits der Massen unterwegs. Zum Prinzip ihrer Reisen gehört es, möglichst nie die gleiche Straße zu nehmen.
Buchtitel von Hilke Maunder
Wie hat Ihre Leidenschaft fürs Reisen und Schreiben begonnen?
Vom Herzen her kam ich als Nomadin auf die Welt: stets neugierig und überrascht, wie bunt und vielseitig das Leben auf diesem Planeten ist. Die Reiselust begann mit dem ersten erfolgreichen Überwinden der Gitter, die das Kinderbett begrenzten. Im Wäschekorb schipperte ich nach Afrika und Südamerika.
Mit dem Fahrrad war die Deutschland-Karte das Maß aller Dinge, mit Inter-Rail ging es kreuz und quer mit der Bahn durch Europa. Nach dem Studium lockte die weite Welt. Mein Beruf, dachte ich, würde mein Fernweh schon stillen – doch es wuchs mit jedem Foto, mit jedem Artikel, mit jedem Jahr.
© Hilke Maunder
Was war Ihr schönstes oder aufregendstes Erlebnis während der Recherche?
Bei jedem Erlebnis denke ich, dass war schöner und aufregender als alles andere bevor, doch Momente, bei denen ich die eigene Angst überwinde, etwas wage und glücklich überstehe, graben sich für immer ins Gedächtnis ein – so wie die Wanderung auf dem Chemin de la Mature im Aspe-Tal, einem schwindelerregenden, schmalen Pfad in den Pyrenäen, auf dem einst Ochsen hohe Tannenstämme als Masten für die französi-sche Marine hinab ins Tal zogen. Mir schlotterten die Knie, die Augen klammerten sich an den steinigen Boden – doch als ich sicher wieder unten im Tal war und hochschaute auf dieses schmale Band in der steilen Felswand, war ich unendlich stolz.
...und gab es eine Situation, die besonders herausfordernd oder unerwartet war?
Mit meiner Tochter und einer Freundin war ich vor Jahren einmal auf der Charente im Südwesten Frankreichs mit dem Hausboot unterwegs. Nach einer Biegung erblickten wir nicht nur die Schleuse, sondern auch ein gewaltiges Wehr, das einen massiven Sog ausübte und das Hausboot, das durch den fehlenden Bug schwer zu manövrieren war, enorm zu sich hin zog. Gegensteuern mit der Schiffsschraube war bei der geringen Fahrt, mit der man sich einer Schleuse nähert, nahezu unmöglich. Gerettet hat uns das Bugstrahlruder, mit dem ich das Schiff aus dem Sog holen konnte. Dann gab ich Vollgas – und stoppte erst, als wir die anderen Skipper erreichten, die bereits vor der Schleuse lagen. Gebt uns die Leinen, riefen sie, zogen uns die letzten Meter zu ihnen und machten uns als Päckchen fest. Gerettet!
Welcher Ort oder welche Stadt hat Sie auf Ihren Reisen am meisten beeindruckt – und warum?
Leveque in Western Australia, wo ich mit meiner Tochter im Jeep samt Safarizelt unterwegs war und staunend das Glühen der Felsen im letzten Licht der Sonne sah, mit dem indigenen Guide Brian Lee mud crabs (Schlammkrabben) in den Mangroven fingen und am Feuer genossen. Und Huseum. Bei Flutwandere ich auf dem Deich entlang, mache einen Ausflug zum Eidersperrwerk oder lasse mich an Bord eines historischen Segelschiffs die Husumer Bucht umherschippern. Bei Ebbe kenne ich nur eins: hinaus ins Watt! Wie Spaghetti aus Sand kitzeln die Exkremente der Wattwürmer die Fußsohlen. In tausend Strahlen tanzt die Sonne in den Wasserlöchern und Rinnsalen. Wolkenberge jagen sich am Himmel. Nordseefrisches Glück.
© Hilke Maunder
Welche drei Dinge dürfen in Ihrem Koffer auf einer Recherchereise nicht fehlen?
Seit Corona nehme ich mein Leben mit – mein mobiles Büro mit Kamera, Festplatten, Rechner, Akkus und mehr, eine Festplatte mit all meinen privaten Lieblingsbildern von Freunden und Familie. Und Bekleidung für jede Jahreszeit und jeden Anlass – so bin gerüstet für alle Eventualitäten. Die große Herausforderung: Das Büro muss in den Rucksack, der Rest in ein Cabin case passen – und die Trinkflasche in die Jackentasche.