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Elisabeth Heinze
Elisabeth Heinze bewegt sich zwischen Berlin, Thessaloniki und Gera. Sie ist als freie Journalistin und SEO-Copywriterin tätig. Auch in Thessaloniki ist sie gut vernetzt und schreibt für verschiedene Print- und Onlinemedien über gesellschaftliche Themen mit lokalem Bezug. Regelmäßig zieht es sie für Recherchereisen in den Süden Griechenlands – besonders auf die Peloponnes. Dort besucht sie Kooperativen, die ihr eigenes Olivenöl produzieren, entdeckt kleine Lokale, in denen nach traditionellen Rezepten gekocht wird, oder schnürt die Wanderschuhe, um abgelegene Regionen zu erkunden. Ein beliebtes Ziel ihrer Reisen ist Pátra – eine lebendige Stadt, die sie für ihren progressiven Geist schätzt. Immer wieder entdeckt sie neue Lieblingsorte auf der
Halbinsel – wie das überraschend-malerische Náfplio mit seinen kopfsteingepflasterten Gassen oder das imposant gelegene Leonídio, wo sich Berge und Meer auf spektakuläre Weise begegnen.
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Buchtitel von Elisabeth Heinze
Wie hat Ihre Leidenschaft fürs Reisen und Schreiben begonnen?
Schon im Kindesalter entstanden Gedichte und kleine Alltagsgeschichten. Auch als Journalistin arbeite ich, weil es mein Wunsch ist. Als Touristin habe ich mich fast nie verstanden, sondern tatsächlich als Reisende und wohlwollende Entdeckerin. Gehörte ich nie zu denen, die ein unheimliches, weltumspannendes Fernweh plagte, sondern zu denen, die Orte in ihr Herz schließt und dann wiederkommt. Immer schlendere ich, besonders wenn ich alleine unterwegs bin, lieber durch die von Locals belebten Straßen anstatt mich lange an den Top-Sehenswürdigkeiten aufzuhalten. Als Beobachterin mag ich die Atmosphäre aufsaugen und sehen, wie die Menschen hier und da so treiben, automatisch folgt daraus auch die selbstbezogene Frage, die gesellschaftlich relevant sein kann: Könnte ich hier leben? Was lernen wir? Dabei nun Schreiben und Reisen zu verbinden, scheint nur folgerichtig.
Wie war es, Ihren ersten Reiseführer für DUMONT zu schreiben?
Eine Weile berichtete ich schon aus Nordgriechenland für deutschsprachige Tageszeitungen - dadurch kam schließlich die Empfehlung für das Reisebuch zustande. Für mich war das eine tolle Gelegenheit, noch tiefer in die Region einzutauchen und gleichzeitig als regionale „Expertin“ sichtbar zu werden. Die Recherche war unglaublich spannend und zeitaufwendig – und manchmal auch eine eigenartige Gratwanderung zwischen Privatem und Beruflichem: Mal habe ich „inkognito“ beobachtet, mal ganz „offen“ als Reporterin mit Presseausweis gearbeitet. Diese Mischung aus Beobachten, Erleben, gleichzeitig professionellem Auftreten und fleißigem Sammeln wie auch Schreiben war intensiv – und genau das macht diese Arbeit aus
Was war Ihr schönstes oder aufregendstes Erlebnis während der Recherche?
Neben vielen eindrucksvollen Landschaftserlebnissen, die im Buch Platz finden (zum Beispiel auf Seite 6), hatte ich die Gelegenheit, auf familiäre Spurensuche zu gehen. Zusammen mit meinem Partner machten wir also einen Abstecher ins kleine und doch bewohnte Dorf Vrína in der Region Ilía (in Deutschland auch als Elis bekannt) und erkundigten uns nach seiner Großmutter, die vor Jahrzehnten von hier aus in die USA ausgewandert war. Ihre Geschichte hat in der „Zugabe“ auf Seite 67 Platz im Buch gefunden. Auch wenn es sich nicht um meine direkte Verwandtschaft handelt, so empfand ich die Nachforschung doch sehr bewegend. Wo hat ihr Haus gestanden? Was ist davon übrig? Wie mag es hier wohl früher gewesen sein? Das Schöne dabei ist, dass es mir in Griechenland noch nie passiert ist, dass Menschen die Gardinen zuziehen, wenn man als eindeutig Fremde Erkundungen anstellt – im Gegenteil. Man spricht jemanden an und wird unterstützt, bis jemand gefunden wird, der vielleicht Auskunft geben kann. Die Leute mischen sich gerne ein.
Nach welchen Kriterien wählen Sie die Inhalte Ihres Reiseführers aus?
Auf der Peloponnes sind die unheimlich vielen archäologischen Sehenswürdigkeiten ein Muss. Weiterhin wollte ich die Vielfalt der Region abbilden: Landschaften, zahlreiche Kulturinstitutionen, Lokalitäten und Aktivitäten in Kombination mit dem antiken Erbe. Neue Lokale und Initiativen haben es vermehrt ins Buch geschafft. Bestenfalls macht diese Mischung aus Neuem und Althergebrachtem die Region für Menschen unterschiedlicher Neigungen und jeden Alters interessant und zugänglich. Natürlich besteht bei neuen Adressen die Gefahr, dass sie sich nicht halten; erschwerend kam für griechische Unternehmer:innen die Zwangspause durch die Coronapandemie hinzu. Daher ist eine Kombination wichtig: Weine wird es immer in Neméa geben, aber warum nichtein paar weniger große und für gut befundene Label aufnehmen? Wussten Sie, dass auf der Peloponnes so viel gewandert und geklettert wird? Mir war es neu.
Welche drei Dinge dürfen in Ihrem Koffer auf einer Recherchereise nicht fehlen?
Für eine Reise in den Süden sind ein Sonnenhut, eine nachfüllbare Trinkflasche, wandertaugliche Sandalen und feste Schuhe, leichte Leinen-Kleidung, die den ganzen Körper bedeckt, Sonnenmilch (LSF 50) und Anti-Mückenspray unerlässlich. Natürlich brauch ich auch ein Notizbuch.
Wie beeinflussen aktuelle Entwicklungen wie Nachhaltigkeit oder Digitalisierung Ihre Arbeit als Reiseführerautor:in?
Als ich mit der Recherche begann, legte ich meine Routen teils mit Maps fest. Ich versuchte auch, Apps zu finden, die meine Wanderroute speichern würden, doch leider ohne Erfolg. Zwar bietet das Internet eine hilfreiche Grundlage für die Schreibtisch-Recherche, aber es kann nie das persönliche Erleben vor Ort ersetzen. Es eignet sich vor allem dafür, allgemeine Informationen wie Öffnungszeiten auf dem Stand zu halten. In Griechenland, wo Naturkatastrophen wie Brände und Überschwemmungen leider oft vorkommen, gestaltet sich die Situation oft schwierig. Während meiner Reisen bewege ich mich meist mit Überlandbussen oder über die Autobahnen, die viele Mautstellen haben. Es ist schwer, dabei umweltbewusst unterwegs zu sein. Dennoch gibt es positive Entwicklungen: Mehr Unterkünfte achten auf ihren Ressourcenverbrauch, und das Bahnnetz auf der Peloponnes soll wieder aktiviert werden – darauf warten wir.