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Constanze John
Constanze John wurde 1959 in Leipzig geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Pädagogik und arbeitet seit 1997 als freiberufliche Autorin – u.a. für Hörfunk, Theater und Oper. Im Jahr 2000 erhielt sie ein Reisestipendium des Auswärtigen Amtes für Armenien. Seitdem hat sie eine tiefe Verbindung zu dem kleinen Land am Kaukasus entwickelt, das ihr auch den Zugang zu Georgien und Aserbaidschan eröffnete. Heute widmet sie allen drei Ländern einen zentralen Teil ihrer Arbeit.2013 erhielt sie den Johann-Gottfried-Seume-Literaturpreis für ihr Manuskript „Gelber Staub. Eine Reise nach Armenien“. 2015 erschien ihr von der Kritik gefeiertes Reiseabenteuer – „Vierzig Tage Armenien. In einem kleinen Land im Kaukasus."
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Buchtitel von Constanze John
Wie hat Ihre Leidenschaft fürs Reisen und Schreiben begonnen?
Reisen und Schreiben verbindet ganz natürlich Äußeres und Inneres miteinander, verbindet das eigene Erleben mit ruhigem Innehalten und wachem Nachklang. Ich beobachte gern, höre gern zu und interessiere mich seit jeher für andere Menschen und Welten. Als Kind war das für mich solch eine Welt der Kleinstadtbahnhof, in dem meine Großeltern wohnten, aber genauso gut die Welt des Leipziger Auwaldes, der bis heute die gesamte Stadt durchzieht.
© Hacik Rafi Gazer
Was war Ihr schönstes oder aufregendstes Erlebnis während der Recherche?
Es ist immer wieder die Freundlichkeit der Welt, die mir als der Fremden begegnet, offene Türen, selbstverständliche Hilfe im Notfall. Ich erinnere mich, als ich in Georgien ärztlicher Hilfe bedurfte. So eingeschränkt die technischen Mittel in dieser Klinik dort auch waren, so einfühlsam, ja schwesterlich, begleitete mich diese georgische Ärztin, dass es mich buchstäblich zu Tränen rührte.
© Privat
…und gab es eine Situation, die besonders herausfordernd oder unerwartet war?
Das war zweifellos insgesamt meine Reise durch Aserbaidschan mit all seinen Facetten. Denn nachdem ich durch Armenien gereist war und über diese Reise, die Begegnungen mit den Menschen dort, geschrieben hatte, wurde ich im Sinne eines Reiseabenteuers nach Aserbaidschan geschickt. Ich reiste voller Vorurteile an, traf dann aber auch hier auf warme, wunderbare Seelen. Eine Deutschdozentin aus Baku äußerte mir gegenüber und nachdem wir uns schon etwas näher kenngelernt hatten: „Vielleicht sollte es nur eine einzige Nationalität auf der Erde geben. Und das ist – Mensch.“ Dergleichen hätte ich hier nicht erwartet. Reisen ist eben immer wieder der Blick über den eigenen Tellerrand, auch für mich.
Welcher Ort oder welche Stadt hat Sie auf Ihren Reisen am meisten beeindruckt – und warum?
Das ist für mich zweifellos das geheimnisvolle Dorf Ushguli in den Bergen Swanetiens, in Georgien. Neben der magischen Landschaft und den alten Türmen, auf 2.200 Metern Höhe, sind es auch hier zweifellos die Menschen, die unter schwersten Bedingungen, nicht zuletzt klimatisch bedingt, leben, und das seit Anfang an selbstbestimmt und ohne äußere Herrschaft.
© Guranda Anchabadze
Welche drei Dinge dürfen in Ihrem Koffer auf einer Recherchereise nicht fehlen?
Was bei mir unterwegs nie fehlen darf, das sind Kugelschreiber und ein kleines Notizheft sowie Fotoapparat und Aufnahmegerät.
© Adel Yusifov
Wie beeinflussen aktuelle Entwicklungen wie Nachhaltigkeit oder Digitalisierung Ihre Arbeit als Reiseführerautor:in?
Die Kontakte im Vorfeld und während der Reise sind über die digitalen Medien von Mensch zu Mensch schneller zu schließen und einfacher zu halten. Auch regionales Recherchematerial wie Fotos, Filme oder andere Dokumente sind auf diesem Weg problemlos auszutauschen und, wenn nötig, auch zu übersetzen.